„Psychisches Einkommen“ ist ein neuer Begriff, der für „Gewinne unseres Gefühlslebens“ steht. Deswegen sollte es eigentlich „emotionales Einkommen“ heißen. Diese „Einkommen“ wird auf unser Gefühlskonto [[überwiesen99, also dem Ort, an dem sich unser Wohlbefinden einnistet.
Ein Gefühlskonto können wie ein Girokonto vorstellen: Auf ihm liegen bereits die dafür nötigen „Gefühlstaler“ –und wir können sie sowohl ausgeben wie auch neue hinzufügen.
In Wahrheit heißen sie natürlich nicht „Gefühlstaler“, sondern es handelt sich um Elemente unserer Gefühle, die wir angesammelt haben.
Sehr bildhaft schildert dies der Historiker Gerard A. Bökenkamp, der schreibt:
„Mit Gefühlen ist es wie mit Farben … aus einer begrenzten Palette lässt sich eine fast unendlich große Zahl von Kombinationen erstellen.“
Weil das so ist, können wir nie genau sagen, woraus unser „Gefühlskonto“ eigentlich besteht. Wir können aber durchaus feststellen, welche Ereignisse dieses Konto wieder auffüllen oder auch entleeren. Menschen, die ihrer Emotionskonten sehr sorgfältig verwalten, wissen daher auch, wie viele der Emotionstaler, die darauf liegen, ausgegeben werden können. Das ist insbesondere für Geber wichtig, die ansonsten einen „emotionalen Konkurs“ anmelden müssten. In der Psychologie wird die mit einem Modewort als „Burn-out“ bezeichnet.
Auch „Nehmer“ können auf diese Weise „pleitegehen“. Das passiert immer dann, wenn sie ständig versuchen, mit kleinen Gefühlseinsätzen ein hohes emotionales Einkommen zu erzielen und dabei scheitern. Auch dafür gibt es ein Modewort: Fatigue. Es steht eigentlich für körperliche Erschöpfung, wird aber heute auch für emotionale Erschöpfung verwendet.
Ganz offensichtlich gibt es im menschlichen Gehirn Instanzen, die das Wohlbefinden verwalten und im Normalfall dafür sorgen, dass die Gefühlskonten ständig wieder aufgefüllt werden. Geschieht dies nicht, so sendet das Gehirn „Notrufe“, die als Probleme in unser Bewusstsein vordringen.
Zitat aus „Ökonomie der Sexualität“, München 2015