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Was hat Ethik mit Gebern und Nehmern zu tun? Diese Frage stellt sich jedem, der sich mit den Naturgesetzen, der Ökonomie und der Ethik beschäftigt hat.
Überwiegend wird bei dieser Fragestellung allerdings angenommen, dass „Naturgesetze“ gar nicht existieren, obgleich die Natur die Gesetze der Ökonomie entwickelt hat. Zumeist wird angenommen, dass ökonomische Gesetzmäßigkeiten nur „in der Wirtschaft“ vorkommen. Solche Gesetze auf gewöhnliche menschliche Handlungen anzuwenden, gilt bei manchen Ethikern schon als Frevel.
Mich erinnert das an den Streit zwischen IT-Spezialisten und Philosophen über die Funktionsweise des Gehirns. Seitens der Philosophie wurde damals behauptet, dass die „Technische Hochschule“ sich in die Definition des menschlichen Denkens einklicken wolle.
Was wäre, wenn wir ökonomische Gesetze auf unser Verhalten, unser Denken und unser Fühlen anwenden würden?
Nun?
Diese Frage ist rein rhetorisch, denn in weiten Bereichen der Lebensgestaltung tun wir dies schon lange – besonders bei der Partnerwahl. Bei ihr fällt auf, wie wir kalkulieren, abwägen, investieren, gewinnen und verlieren. Auf anderen Gebieten tun wir es auch – zum Beispiel dann, wenn wir etwas geben, was nicht allen nutzt. Oder wenn wir einer Gruppe sehr viel geben, einer anderen aber deutlich weniger. Die meisten Menschen haben nur einen begrenzten Vorrat an Ressourcen, die sie anbieten können. Das reicht für Einzelpersonen oder kleine Gruppen, aber nicht „für möglichst alle Menschen“.
Zitat: (1)
Der Mensch als soziales Wesen muss sich an Regeln halten, Solidarität und Hilfsbereitschaft zeigen und ist dem Gemeinwohl aller verpflichtet.
Solche Sätze stützen sich auf den Begriff des „Altruismus“, also dem „selbstlosen Handeln“, das immer gilt und nicht selektiv angewendet werden sollte, sondern möglichst allen zugutekommen sollte.
Die meisten Geber wissen, dass sie dies nicht leisten können. Sie haben begrenzte Ressourcen, und sie wissen darum. Insofern handeln sie nur ökonomisch, wenn sie denjenigen Teil ihrer Fähigkeiten anbieten, von dem sie genügen haben – oder von dem sie sicher sind, dass er „nachwächst“.
Dazu meint die Gesellschaftstheoretikerin Gabi Claudia Stratmann:
(Ökonomisches Handeln) … basiert auf fairem Tausch, also auf einem Gleichgewicht von Geben und Nehmen. Beide Seiten sollen profitieren. Wer mehr nimmt, als er gibt, tauscht nicht, sondern täuscht. Wer mehr gibt, als er nimmt, schenkt … Dahinter steckt die Goldene Regel der Ethik: »Behandle den anderen so, wie du gerne selbst behandelt werden willst.
(1) Oft gehörte Definition, hier zitiert nach dieser Quelle: <Springer
Er sich nun fragt, wo der „Gewinn“ bleibt, wenn doch ein Gleichgewicht entsteht, dem kann ich die Frage beantworten.
Der Wert einer Ware, eine Dienstleistung oder einer Emotion basiert nicht ausschließlich auf dem Preisetikett, sondern auf dem Wert, den jemand dem Tauschgut zumisst. Ein ausgesprochen attraktives Bild eines unbekannten Malers hat kaum einen Handelswert – aber eben doch einen „gefühlten Wert“.
Wenn wir die gesamte Diskussion um Ethik reduzierten wollen, dann reicht im Grunde der Satz, dass sie von Menschen erdacht und aufgeschrieben wurden, um das Zusammenleben zu regeln oder zu beeinflussen. Das ist absolut begrüßenswert. Werden solche Werte später interpretiert, so tauchen allerdings sehr schnell Wertungen auf (dies ist böse, jenes ist gut). Diese Wertungen rufen oftmals Zweifel hervor.