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Mangel an Partnern und Partnerinnen

Wann du wählen kannst – und wann du nimmst, was es gibt

In unserem Lebensalltag gibt es keine Warenhäuser, in die wir einfach hineinspazieren können, um passende Gefühle zu erwerben. Ebenso wenig gibt es dort Geschäfts-, Ehe- oder Liebespartner(innen) zu kaufen. Wenn wir etwas Bestimmtes oder eine bestimmte Person benötigen, dann gehen wir auf die Suche, durchforsten entsprechende Märkte und gehen schließlich einen „Deal“ ein. Ob Person, Dienstleistung oder Ware – am Ende steht eine Übereinkunft. Ob sie wirklich dem entspricht, was wir im Kopf hatten, als wir auf die Pirsch gegangen sind?

Erlaubt mir zunächst ein Zitat von Kurt Tucholsky:

Ich versuche nun, ein Marktphänomen vorzustellen, einen Anbietermarkt.

Der Anbietermarkt

Ein Anbietermarkt (auch Verkäufermarkt genannt) ist eine Marktsituation, in der die Nachfrage nach Gütern oder Dienstleistungen das Angebot übersteigt.

Bezogen auf Emotionen und alle Wünsche, die du sonst an Menschen hast, bedeutet dies: Es gibt wenig Chancen, das zu bekommen, was du wirklich willst.

Dazu benutze ich ein persönliches Beispiel – es geht um eine Ware, die sowohl eine Notwendigkeit wie auch ein Prestigeobjekt ist: Schuhe.

Warum ich kaum Schuhe finde und manche Menschen kaum Partner

Ich trage Schuhe Größe 6 ½ - eine recht kleine Größe für einen Mann. Dazu sollen sie auch noch ultraweit sein und möglichst aus schwarzem Leder. Wenn ich also in einen Schuhladen gehe, dann suche ich einen Geber, der diese seltenen Exemplare am Lager hat. Ich bin also ein anspruchsvoller „Nehmer“, weil ich etwas ganz Bestimmtes suche.

Die „Geber“, also die Schuhgeschäfte und ihr Personal, sind an Kunden wie mir nur wenig interessiert. Zumeist muss ich bei mehreren Gebern anfragen, ob sie „so etwas“ überhaupt im Programm haben.

Mein Hauptgedanke beim Schuh ist unzweifelhaft, dass er „passt“. Diesen Schuh werde ich kaufen, wenn er mir auch äußerlich gefällt. Wenn nicht, muss ich weitersuchen. Wieder nach dem Schema: Gibt es die Größe? Passt der Schuhe? Gefällt mir sein Aussehen?

Zudem muss ich damit rechnen, in mehrere Geschäfte zu gehen und dort auf wenig Interesse zu stoßen. Nicht zuletzt muss ich wissen, ob ich genügende „Tauschmittel“ habe, um die Schuhe zu erwerben. Da mein Tauschmittel in diesem Fall „Geld“ ist, muss ich also wissen, wie viel davon ich für ein Paar Schuhe ausgeben will oder kann.

Wie funktioniert der Partnermarkt bei geringem Angebot?

Dieses Beispiel übertragen wir jetzt mal auf den Partnermarkt. Ist dein Ziel eine Partnerschaft, eine Beziehung oder eine Ehe?

Nehmen wir mal an, du hättest ein ähnlich schwer erfüllbares Ziel. Das ist schon der Fall, wenn das Angebot in deiner bevorzugten Altersgruppe ohnehin sehr „dünn“ ist. Kommen nun noch spezielle Wünsche an den Wohnort dazu und drei Persönlichkeitsmerkmale, auf die du nicht verzichten kannst, dann kann das Angebot durchaus einstellig werden. In vielen Fällen ist es nicht einmal eine von hundert Personen, die mit deiner Anforderung übereinstimmen.

Das ist absolut real – und es zeigt, wie große die Illusionen vieler Nehmer sind und wie schwach das Angebot in Wahrheit ist. Es gibt im Grunde nur drei Möglichkeiten: allein zu bleiben, die Anforderungen herunterzusetzen oder die Suchmethode zu wechseln.

Tauschmittel in Beziehungen – deine Eigenschaften

Reden wir noch über das Tauschmittel. Es besteht aus der Summe deiner Eigenschaften: geistig, körperlich, emotional und sozial. Bei Beziehungen, die aus Liebe geschlossen werden sollen, spielen die Emotionen eine große Rolle. Einfacher ausgedrückt: Wenn du Liebe im Überfluss hast, dann schenkst du einen großen Teil davon deiner zukünftigen Partnerin oder deinem zukünftigen Partner.

Deine „inneren Konten“

Das bedeutet nun aber: Du musst wissen, auf welchem deiner inneren „Konten“ wirklich so viel drauf ist, dass du davon abgeben kannst. Dabei muss es sich nicht um Emotionen handeln – es kann auch um Werte gehen. Deine Freiheit, allein zu entscheiden, das zu tun und zu unterlassen, was du willst, wird durch eine Beziehung meist eingeschränkt – das lässt sich zwar regeln, aber es wird dennoch wahrgenommen. Oder nimm deinen „sozialen“ Wert – er kann durch die Beziehung steigen oder fallen. Und manchmal geht es einfach um die Finanzen. Dann fragst du dich, ob du durch die Beziehung reicher oder ärmer wirst, oder ob dies für dich keine Rolle spielt.

Gute Aussichten – schlechte Aussichten

Was du daraus entnehmen kannst: Wenn du auch nur eine Eigenschaft suchst, die selten ist, dann wird die Suche schwieriger. Aber mit jeder weiteren Eigenschaft, die du bei deiner Suche hinzufügst, wird die Anzahl der möglichen Partner(innen) kleiner. Das bedeutet: Deine Aussichten werden schlechter.

Was leicht auszuhandeln ist

Wie werden sie besser? Normalerweise, wenn du für dich nicht alles ausschließt. Du könntest bei der Größe, beim Alter, beim Bildungsstand oder bei der Entfernung zum jetzigen Wohnort eine größere Spanne einkalkulieren. Bei der gewünschten Körpergröße könntest du beispielsweise fünf Zentimeter herauf- oder heruntergehen. Ähnlich ist es bei der Entfernung oder beim Alter. In bestimmten Alters- und Bildungsgruppen sind die Partermärkte wie „leergefegt“. Dort zu suchen ist daher sehr anstregend.

Beziehungen gegen Geld oder Sicherheit

In sogenannten „traditionellen Beziehungen“, die in vielen Ländern weiterhin existieren, wird Geld oder Vermögen gegen Emotionen oder Eigenschaften getauscht. Wer sich an den Text zu „Summertime“ erinnert, wird die Textzeile kennen: „Dein Vater ist reich, und deine Mutter ist schön“. In biblischen Zeiten wurden Töchter gegen hohe Geldsummen beim Vater ausgelöst. Im deutschen Bürgertum das 19. Jahrhunderts war es umgekehrt: Männlich Heiratskandidaten konnten auf eine hohe Geldsumme als Mitgift hoffen.

Beziehungen gegen Geld und Geldeswert sind also nicht „unethisch“, sondern ändern sich mit der Zeit und ihren Werten. Lediglich „Beziehungen auf Zeit“ gegen Geld fallen unter das Etikett „fragwürdig“. Heute bezeichnet man solche Beziehungen als „transaktional“, um sie einerseits von einer eheähnlichen Beziehung, andererseits von Prostitution zu unterscheiden.

Wenn der Partnermarkt nicht ausgewogen ist

Partnermärkte sind nie wirklich ausgewogen. Mal ist das Angebot höher als die Nachfrage, dann wieder ist ei Nachfrage so hoch, dass es kaum Angebote zu geben scheint.

Dabei weicht der „gefühlte Mangel“ vom tatsächlichen Mangel ab. Wenn ein Mann zehn Frauen hintereinander um ein Date bittet und keine davon reagiert, so ist das ein gefühlter Mangel.

In wirklicher Mangel besteht, wenn kaum Menschen entsprechenden Alters mit den gewünschten Eigenschaften zur Verfügung stehen.

in eienm separaten Beitrag haben wir einen Markt beschrieben, in dem dies seit Jahren so ist. Und wir haben usn gefragt, wie die Beiteiligten aus dieser Misere herasukommen können.

Drang und Verlangen verringern die Auswahl

Wer unter der „Torschlusspanik“ leidet und deshalb „unbedingt“ sofort einen Menschen für eine Beziehung kennenlernen will, ist stets benachteiligt. Für diese Person gibt es mehr Hürden, aber auch die Tendenz zu Fehlentscheidungen. Um im ursprünglichen Bild zu bleiben: Diese Person würde einen Schuh kaufen, der drückt, um überhaupt ein paar Schuhe zu haben.

Wer einen geringen Drang verspürt oder sich in Ruhe umsieht, der wird sich immer wieder nach einem passenden Schuh umsehen. Entsprechend geht es Menschen, die ihre Zukunft eher gelassen planen. Ob es um den Job geht um eine Wohnung oder einen Menschen zum Verlieben – immer ist derjenige, der ruhig und gelassen bleibt, in der besseren Position.

Gibt es auch ein Überangebot an Partnern?

Überangebote gehören zum Partnermarkt, weil dieser selten ausgeglichen ist. Zudem kommt es auf den Markt an, den ihr betretet. Qualität ist rar und teuer, aber nicht einmal immer verfügbar. Auf der anderen Seite sind die Wühltische gut bestückt, doch dort zu suchen ist risikoreich. Ihr könnt im Abschnitt „Überangebote und Wühltische“ mehr darüber lesen.

— sehpferd 2025/11/18 16:16



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