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Im Allgemeinen versuchen Menschen, in der Psychologie die Ursachen für das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer zu finden. Das ist verständlich, denn die Psychologie gilt als die „zuständige“ Wissenschaft für alles, was wir über unser Fühlen, Denken und Verhalten erfahren können.
Das hat dazu geführt, dass mittlerweile sehr viele Menschen gelernt haben, mit Psychobegriffen umzugehen – und dabei die Zweifel außer acht lassen, die mit diesen Begriffen verbunden sind. Als Beispiel nenne ich gerne das „Unterbewusstsein“, zu dessen Erklärung ein monströser Eisberg verwendet wird.
Der Mensch ist das einzige bekannte Wesen, das seine Lebensrealität in sich abbilden und interpretieren kann. Darüber hinaus können wir unsere Vorstellungen miteinander austauschen, um der Wahrheit näher zu kommen. Wenn Baustein für Baustein zusammenkommt, dann können wir behaupten, etwas über „das Menschsein“ zu wissen. Bei diesem Vorgang erkennen wir oftmals, dass uns Merkmale und Eigenschaften „zugewiesen“ werden, die Ideologen, aber durchaus auch Wissenschaftler für richtig halten. So werden beispielsweise bloße Verhaltensweisen als „Persönlichkeitsmerkmale“ umgedeutet und sogar als solche bewertet. Ebenso verhält es sich mit dem „Fühlen“, das in weiten Bereichen der Psychologie einseitig interpretiert wird. Das Denken ist schließlich ein überaus komplizierter Prozess, der mit den Mitteln der Psychologie so gut wie gar nicht erklärbar ist. Andere Wissenschaften erweisen sich auf diesem Gebiet als kompetenter, obgleich auch sie keine endgültigen Erklärungen für Denkprozesse liefern können.
In dieser Situation können wir uns behelfen, indem wir die Motive des menschlichen Handelns in den Vordergrund stellen. Sie lassen sich am einfachsten mit den menschlichen Bedürfnissen erklären, die sich durch „Nehmen“ und „Geben“ erfüllen lassen. Das Motiv ist stets, einen persönlichen oder gemeinsamen Gewinn zu erwarten.
Das Prinzip stößt bei vielen Menschen an die Grenzen ihrer Vorstellungskraft, weil es auf den ersten Blick Religionen. Ideologie und ethische Grundsätze infrage stellt.
Andererseits können wir heute nicht mehr auf bürgerlichen, religiöse oder „sittliche“ Selbstverständlichkeiten aufbauen, sondern müssen viele solcher Fragen miteinander verhandeln. Und dazu ist es nötig, klare Profile zu zeigen und dennoch gute Lösungen zu finden. Das erfordert, Geber und Nehmer an einen Tisch zu bringen.