Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Wer heute (2025) von Partnersuche redet, gerät nahezu zwangsläufig in eine Diskussion darüber, welche Partner „wirklich passen“ könnten. Zwar ist die Frage nach dem „wen soll ich nehmen?“ uralt. Allerdings gib es seit mehr als 100 Jahren „Partnermärkte“, auf denen die ledig gebliebenen, geschiedenen und verwitweten Menschen neue Partner(innen) suchen. Diese Märkte bestehen aus Ehemaklern, Agenturen, Zeitungsanzeigen, bestimmten Partys (Ü30) und Veranstaltungen („Speed Dating“). Seit Beginn des neuen Jahrtausends sind Online-Firmen hinzugekommen, die als Singlebörsen, Partnerbörsen oder Online-Partnervermittler firmieren. Seit etwa 10 Jahren (2025) sind sie zu einer Art „Massenmarkt“ geworden und werden „Dating-Apps“ genannt.
Nachdem zunächst angenommen wurde, dass im Zentrum der Suche immer zukünftige Dauerbeziehungen stehen würden (erste Ehe, Wiederverheiratung), gesellten sich bald andere Motive dazu. Etwa lockere Beziehungen oder gelegentliche Begegnungen. Außerdem nutzten viele Menschen solche „Apps“ lediglich als „Beliebtheitstests“.
Die Hoffnung der Gutwilligen war, auf diesen Märkten einen „wirklich passenden Partner“ zu finden. Auf der anderen Seite tauchten immer mehr „Nehmerinnen“ und „Nehmer“ auf, die einen „Beziehungstrend“ verursachten Zitat):
Diese Dynamik kann als Mikrokosmos umfassenderer Beziehungstrends betrachtet werden. Selbst in vermeintlich auf Liebe bezogenen Zusammenhängen beurteilen Einzelpersonen potenzielle Partner danach, was sie anbieten können – sei es Reichtum, Status, Schönheit oder … Vermögenswerte – und wie gut diese Angebote mit ihren persönlichen Bedürfnissen und Zielen übereinstimmen.
Zu diesem Zeitpunkt wurde auch klar, dass der Partner oder die Partnerin immer mehr als „Ware zum Aussuchen“ angesehen wurden. Es schien so, als müsse man seien Bedürfnisse nur anmelden – und schon würde ein passender Partner mithilfe der „Algorithmen“ aus dem Handy oder PC herauspurzeln. Die Tendenz wurde durch den Begriff „Shop-A-Man“ in Frakreich bekannt udn hgeriet dadurch bald in die Presse.
Diese Auffassung befeuerte vor allem die Fantasie der Nehmerinnen. Der Nehmer(innen). Sie meldeten ihre „Forderungen“ oder gar „Ansprüche“ an, die sie um jeden Preis durchsetzen wollten. Sie interessierte kaum, welche Eigenschaften sie selber einbrachten und sie dachten gar nicht daran, dass eine Partnerschaft üblicherweise von beiden Beteiligten „entwickelt“ werden sollte. Sie glaubten tatsächlich, dass sie nur ein Forderungspaket schnüren müssten, um postwendend einen Geber oder eine Geberin einzusacken.
Manche Frauen und Männer gehen noch heute so vor, aber immer mehr werden davon enttäuscht. Seit einigen Jahren schreiben Journalisten über den „Dating-Frust“, auch Dating-Erschöpfung, „Dating-Burn-out“ oder „Dating-Fatigue“ genannt.
Die Beteiligten fühlen sich dabei als „Opfer“. Aber sie sind im Grunde die Verursacher, weil sie zu hohe Anforderungen an andere hatten – und die eigenen Möglichkeiten dabei weit überschätzten.
Wenn es uns gelingen würde, die „Nehmer“ und Nehmerinnen auf ihre Grundbedürfnisse zurückzuführen und von dort aus Beziehungen aufzubauen, so wäre viel gewonnen. Immerhin haben wir Autoren uns entschlossen, dazu einen Beitrag zu leisten.