Wer Trost spendet oder Rat gibt, erwartet meist nicht, dass er dafür etwas zurückbekommt. Wenn jemand allerdings dauern gibt und dafür rein gar nichts zurückbekommt, verliert er irgendwann die Lust daran. Deswegen wünschen sich viele Geber Lob und Anerkennung. Die Beweggründe der Geber sind oft schwer durchschaubar. Auf einen einfachen Nenner gebracht, können wir sagen: „Sie geben gerne, weil sie sich dabei wohlfühlen.“
Das anfängliche Wohlgefühl beim Geben schwindet jedoch schnell, wenn Geber entdecken, dass sie „benutzt werden“. Manche Geber berücksichtigen das von Anfang an und bauen Hürden dagegen auf. Das heißt, sie machen ihre Leistungen davon abhängig, dass sie etwas im Tausch bekommen. Solang das funktioniert, sind sie zufrieden.
Ganz anders ist die Situation, wenn jemand seinen Lebensunterhalt mit dem „Geben“ verdient. Dann wird das reine „Austauschen“ von Rat, Hilfe oder Diensten zu einem Geschäft, bei dem Leistungen gegen Geld getauscht werden. Am Beispiel: Ein freundschaftlicher Rat kann durchaus gratis sein, der Rat eines Arztes oder Anwalts ist es in der Regel nicht.
Nehmer sind in einer ähnlichen Situation: Viele hoffen, dass sie die Dinge, die sie im Leben benötigen, gratis bekommen. Ist die nicht der Fall, dann versuchen sie, Tauschmittel einzusetzen – oftmals kleine Gefälligkeiten, aber auch Charme oder ähnliche Eigenschaften. Je nach Situation gibt es Tauschmittel wie Wohlwollen, Verständnis oder Zuneigung, die man auch „emotionale Währungen“ nennt. Hier kommen teilweise auch konkrete Dienstleistungen oder handwerkliche Fähigkeiten zum Zuge. Reicht dies alles nicht mehr, dann hilft nur noch Geld – das universelle Tauschmittel.
Manchmal wird gefragt, ob der Tausch von „ungleichen“ Ressourcen ethisch vertretbar sei, also beispielsweise der Tausch von Waren oder Dienstleistungen gegen Emotionen. Objektiv existiert schon eine „Transaktion“, wenn ein „Danke“ als Lohn genügt. Wesentlich kritischer wird beurteilt, ob der Tausch von Zärtlichkeiten oder sexuellen Handlungen im ethischen Sinne „verwerflich“ ist. Wie auch immer dieses Verhalten bewertet wird - es kommt immer häufiger vor, seit viele Menschen bewusst als Single leben. Das Thema „Transaktionssex“ haben wir deshalb in ein neues Kapitel aufgenommen. Besonders umstritten ist dabei der Austausch von Sex gegen Gefühle, Sex gegen Vergünstigungen oder Sex gegen Waren, die das Prestige heben.
Dies alles wird anders, wenn es um intime Beziehungen geht – von der lockeren sexuellen Verbindung bis hin zu Ehen und zukünftigen Familien. Besonders bei Begegnungen, die auf feste Beziehungen oder Heiraten ausgerichtet sind, werden die Wünsche und Anforderungen immer größer.
Andererseits kommen Partnersuchende heute recht schnell in einen Gefühlskonflikt. Er besteht darin, dass sich nichts an der bisherigen Wohlfühlumgebung verändern soll, aber dennoch ein Zugewinn durch die Beziehung entstehen soll. Konkret heißt dies: Der Wohnort, der Freundeskreis, die Familie und die gewohnte Umgebung sollen sich nicht verändern, wenn der Ehepartner „hinzukommt“.
Das gilt auch für die „innere Einstellung“. Die Partner erwarten wohl eine positive Ergänzung ihrer Emotionen, sie wollen aber möglichst wenig von ihren bisherigen Gewohnheiten aufgeben.
Eine fatale Folge besteht darin, potenzielle Partner heute nach ihren bisherigen „Gewohnheiten“ auszusuchen, um sie zu „matchen“. Kommt dann das erste „Date“ zustande, dann stellen sie plötzlich fest, dass „der Funke nicht übergesprungen“ ist.
Wir haben behauptet, dass Geber sich dadurch auszeichnen, etwas anzubieten. In Beziehungen werden ganz bestimmte Emotionen bevorzugt – im Grunde alles, was mit Verlässlichkeit zu tun hat, aber auch, wie viel Lebensfreude du in die Beziehung einbringst. Das gilt für beide Teile und in diesem Bereich wird sich später eure „Gemeinsamkeit“ finden. Die „Nehmerrolle“ wird weniger wichtig, obgleich sie weiter existiert.
Wenn alles gelingt, dann ist der emotionale Zugewinn so hoch, dass beide ihre Verluste, die als „Nehmer“ erlitten haben, reichlich kompensieren können. Oder mit anderen Worten: Dieses Paar wird voraussichtlich glücklich miteinander.
Nennen wir noch ein Wort: die Liebe. Sie beruht auf einem raffinierten Trick der Natur und auf einem Wunder der menschlichen Entwicklung. Der Trick besteht in der Ausschüttung körpereigener Drogen, das Wunder einsteht durch die Fähigkeit des Gehirns, uns die Macht dieser Stoffe in sinnlichen Gedanken und Handlungen zu verwandeln.