Geber und Nehmer

Warum Geber nicht immer geben und Nehmer nicht nur nehmen

Menschen in „Geber“ und „Nehmer“ einzuteilen, ist ein bisschen zu einfach. Richtig wäre im Grunde:

Jeder Mensch kann in einer bestimmten Situation als Geber auftreten, in einer anderen aber als Nehmer – und manchmal auch irgendwo dazwischen. Also ist nicht so interessant, was wir „sind“, sondern wie wir uns verhalten – oder wie wir von anderen eingestuft werden.

Die Eigenschaften der „Geber“ und „Nehmer“ werden bis heute mit Begriffen aus der Psychologie, der Religion oder der Ethik beschrieben. Wenn jemand Rat und Hilfe anbietet, wird er allgemein als „hilfsbereit“, sozial engagiert oder mit einem Fremdwort als „altruistisch“ bezeichnet. Auf diese Weise werden „Geber“ zu ethischen Vorbildern. Das sind sie im Grunde nicht, denn anders als Helferpersönlichkeiten folgen Geber keinen vorgegeben Motiven, sondern nur dem, was sie innerlich motiviert.

Wir haben alle als Nehmer(innen) begonnen

Wenn wir ehrlich mit uns sind, haben wir alle als „Nehmer(innen) begonnen. Am Anfang unseres Daseins können wir bewusst kaum etwas geben. Das Lächeln eines Säuglings mag die Mutter glücklich machen – das Kind kann also geben, aber es weiß nichts davon. Erst nach und nach stellen wir fest, dass wir mehr zu „Gebern“ oder mehr zu „Nehmern“ werden. Interessant ist, dass viele Menschen durch ihre Berufe als „Geber“ angesehen werden, während sie im privaten, sozialen oder emotionalen Bereich in die Rolle der Nehmer schlüpfen.

Zuweisungen ohne Sinn

Wir weisen den Gebern die Rolle der Aktiven zu, den Nehmern die der Passiven – wir vergeben also „Etiketten“, die wir ihnen aufkleben. Manchmal sind diese negativ, insbesondere bei Nehmern. Wir behaupten dann, dass „Nehmer“ egoistisch handeln, während „Geber“ altruistisch handeln. Das sind Zuweisungen, die aus unserem Wertesystem stammen, aber keine Wahrheiten.

Denn eines haben Geber und Nehmer gemeinsam: Sie hoffen, mit ihrem Verhalten einen Glücksgewinn zu erzielen. Bei Gebern ist dies wir bei manchen Pflanzen: Sie blühen überreichlich und hoffen, dass sie aus jeder Blüte eine neue Frucht erwächst. Das tut auch der Geber: Er bietet sich an, andere glücklicher zu machen. Nehmer erreichen ihr Glück dadurch, mit einem geringen Einsatz an den Nektar der Blüten zu gelangen. Mit anderen Worten: Sie geben etwas von einem ihrer Werte, um einen vergleichsweise höheren Wert zu bekommen. Dabei bemessen sich beide Wert an der Auffassung der Nehmer. Wenn Geber andere Auffassungen vom Wert haben als diese „Nehmer“, dann funktioniert dieser Deal nicht – und das ist beim Austausch von Emotionen oft der Fall. Sobald Emotionen ins Spiel kommen und je intimer unsere Wünsche und Vorstellungen von einer Parterschaft sind, umso mehr verwandeln wir uns ein einer Person, die Geber und Nehmer zugleich ist.

In der heutigen Gesellschaftsordnung finden wir keine fest gefügte Wertskala mehr, die über Jahrhunderte gilt. Selbst der „Goldstandard“ für „wahre Liebe“ wird in Zweifel gestellt. Das bedeutet für uns, selber herasuzufinden, welche Werte für Einzelpersonen, Paare oder Gemeinschaften von Bedeutung sind.

Wissenschaftler verweisen dabei auf die Kulturen und schreiben beispielsweise:


„Es gibt Kulturen … und… . … gesellschaftliche Institutionen, die einen sehr starken Einfluss auf Gefühle ausüben (und ihnen) einen hohen oder einen geringen Wert zuschreiben.“(DF).


Mittlerweile gibt es Medien, die versuchen, die Gefühlswelt zu „modifizieren“, und diese Medien beeinflussen wieder Personen, die glauben, dass für sie „alles möglich“ ist. Das ist völlig unsinnig. Auch die verzweifelte Suche nach dem „richtigen“ Partner hat keinen Sinn: Gefühle zwischen zwei Menschen sind selten authentisch (1), und sie stimmen fast nie völlig überein. Dennoch werden Menschen mit weneig Übereneinstimmungen glücklich, wenn sie den Willen dazu haben.

Nehmer neigen dazu, etwas von geringem emotionalen Wert gegen einen hohen Wert zu tauschen. Wenn wir darüber nachdenken, können wir uns erklären, warum, wir immer seltener „wahre Liebe“ oder „uneigennützige Beziehungen“ antreffen. Die Erwatungen steigen, die Möglichkeiten fallen dahinter zurück.

Nehmer werden heute schnell als „Soziopathen“, „Egozentrikern“ oder „Narzissten“ gebrandmarkt - obwohl sie es nicht sind. In Wahrheit wollen sie ihr Glück ohne große Mühe vermehren, und viele scheitern daran. Das bedeutet: Nehmer werden häufig das Opfer ihrer Ansprüche.

Wenn du speziell an der Partnersuche interssiert bist, geht es hier weiter.

Solltest du dich als Nehmer einstufen, lies bitte zuerst über die Motive nach.

Wenn du wissen willst, ob Frauen eher Nehmer oder Geber sind, dann lies diesen Abschnitt zuerst.

(1) Gefühlen „zwischen“ Menschen sind nicht authentisch - sie werden stets interpretiert. Eine Einzelperson kann authentische Gefühle haben, aber auch dabei kommt es auf die eigene Einschätzung an.

Wie weiter?

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sehpferd 2025/11/04 17:59



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